Mittwoch, 29. September 2004

solly closed down – taifuuuu

kein golf training heute. schade, gestern fuehlte ich mich zum ersten mal wohl mit all dem neu gelernten. fuenf tage die woche auf der driving range, deren namen ich jetzt endlich verstehe: hunderte von baellen jeden tag vom gras aus, das nachher jeweils auf rund zwei quadratmetern razze kahl ist.



richtig gute farmerarbeit, und gestern wars erstmals eine echte freude, weil alle baelle fluegel hatten. jeder einzelne mit dem 8er eisen 90 yards und aufs green. keiner wollte mehr zu fuss gehen.
heute wollte ich mir meine neu erlernten golfkuenste bestaetigen. und dann taifuu nr. 21 am wueten, zieht nordwaerts richtung myazaki. seit gestern nacht stehen die palmen zwischen hotel und meer nach links gebaeugt und 'komplett hinderegstraehlt' alle palmblaetter in einer richtung. die wellen tuermen sich derzeit in sechs meter hohen bergen, schaeumen ueber in das aufgewuehlte nurmehr weisse meer. die gischt wird vom wind ueber den pinienwald an die fenster geklatscht und ueberall pfeiffts in immer hoeheren toenen.

hier hat im uebrigen alles toene, auch ohne taifun. die abfuhr, die zuege, busse, alle oeffentlichen dienste traellern midi-toene und melodien aus videospielen bis zu fuer elise. die toiletten sind mit geraeusch maschinen ausgestattet. damit koennen spuelgeraeusche und alle moeglichen menschlichen geraeusche, die auf der toilette halt so passieren, auf knopfdruck erzeugt werden, um von den wirklichen geraeuschen abzulenken.
mit wirklichkeiten scheint sich sowieso niemand zu identifizieren. hier am strand gibt's den ocean dome. das paradies im paradies. mit weissem sandstrand, kuenstlichem meer und moeglichkeiten zu surfen etc. - parallel (keine 100m) zum echten sandstrand hitutsoba beach, der unter surfern als mit hawai vergleichbares surfer's paradise gilt. reale menschen und manga anime figuren oder schauspielerrollen haben den gleichen stellenwert. verstorbenen helden wird gehuldigt, ob echt oder aus papier.
typhoon season ist auch sumo season. sumo, das ich nicht so genau verstehe und das aussieht wie der ringkampf und manchmal windelhoselupf der schwergewichtigen riesenbabies, wird in den hauptnachrichten zusammengefasst und von allen lebhaft verfolgt. zum schluss der news sendungen am telebi verbeugen sich die moderatorinnen. es laecheln und verbeugen sich hier immer alle. wenn ich dann auch laechle und mich verbeuge, verbeugen sie sich abermals. fuenf mal habe ich mich gegenseitig mit einer frau vom phoenix country club verbeugt, dann entschloss ich mich, uns zu erloesen sonst wuerden wir uns heute noch verbeugen. die cafeteria der golf academy bot nur fleischsandwiches und danish pastery und dank der guten frau erhalte ich jetzt taeglich ein vom koch des phoenix golf & country clubs zubereitetes o-bento. ein schwarzes holzkaestchen, quadratisch mit vier abteilungen und darin schaeleli mit allen moeglichen und unmoeglichen sachen. einmal habe ich dunkelblaue pilze gegessen und einmal fritierte meerwuermli, jedes gut ein cm lang mit zwei aeuglein. manchmal muss ich mir einen ruck geben, all die unbekannten sachen zu essen. in solch einem kaestchen stecken unerahnt viele geschmaecker und es ist alles aufeinander abgestimmt: da muss ich einfach alles probieren.

hier im luxe hitutsoba habe ich ein golf academy resident's appartment fuer mich ganz allein zum preis eines zu viert geteilten - die andern drei sind nie aufgetaucht. das appartment ist ausgestattet mit tatamiraum, westlichem esszimmer, schlafzimmer, offener kueche, badezimmer und wc. mitsubishi klimaanlage. sanyo fuzzy logic waschmaschine und tumbler, telebi, telehifi, telefon, mikrowelle und herd. alles mit netten kanji und hiragana auf den knoepfen. ich nehme immer die ersten oder die, die leuchten und gehe davon aus, dass ich damit z.b. die waesche standardmaessig laufen lasse, wer weiss... wenn ich einkaufen gehe, gibts sehr viele gruselige sachen und komische gemuese, von denen ich nicht wuesste, wie sie zu kochen waeren, also lasse ich das. es taucht frueher oder spaeter eh alles in einem o-bento auf, wo ichs dann gerne sehe. so kaufe ich konservativ ruebli, kefen, aepfel, reis und andere alte bekannte. trotzdem habe ich nach zweieinhalb wochen richtig das gefuehl, einen japanischen haushalt zu fuehren. gluecklicherweise wird zweimal die woche geputzt. ich bin naemlich in den ferien!
einmal in der woche gibt's golf lektionen auf dem tom watson course des phoenix gcc: sehr flach, kaum sandbunker oder wasser dafuer rechts und links hohe pinien, die mich allerdings wenig stoeren. hier gehen alle mit caddies und carts (elektro-mobile) spielen. bei der hitze fand ich das letzte woche auch ganz angenehm. der golf pro bestaetigte aber, dass die meisten mit carts fahrenden golf spielenden nicht im stande waeren, die 18 loecher auf ihren beinen zu gehen und zu spielen.
im www.citygolf.ch gibts neu 12 loecher zum spielen!? ich freue mich schon jetzt, werde in den naechsten vier wochen mit schatten-golfen vorlieb nehmen muessen. am samstag reise ich weiter durch kyushu. hoops jetzt ist der taifuu wirklich hier und es fliegen auch groessere sachen durch die luft. ich schick jetzt besser mal dieses mail los, solange es noch da ist.
sayonara

Samstag, 11. September 2004

ishigaki spirit surfing

konnichiwa
vielen herzlichen dank fuer die unerwarteten und lieben feedbacks auf meinen ersten japan-brief! hier kommt schon der zweite. aus einem internetcafe mit illy ristretti, welch ein genuss. der computer ist an einem stehplatz und der ist jetzt tatsaechlich sogar fuer mich zu niedrig. obwohl ich mich in japan doch nur durchschnittlich gross fuehle und mich manche junge frauen um haupteslaenge ueberragen.
nachdem die beiden taifuns an ishigaki vorbei gestuermt waren, bin ich dort gelandet, zusammen mit lauter japanischen touristen. okinawa ist japan und doch nicht, sagen sie.


die yashima inseln liegen denn auch 1970 km suedlich von tokyo, by a curly am wendekreis des krebses. zunaechst war ich etwas enttaeuscht ueber das schlechte wetter. als jedoch die sonne fuer knapp eine stunde brannte, einfach so kerzengerade vom himmel herunter und ich sofort knallrot wurde, wusste ich die wolken zu schaetzen. subtropisch heiss ist es trotzdem. ishigaki ist eine graessliche stadt. keine baukultur, nur funktionelle gebaeude, und mit dem velo dauert es lange bis ich erst mal aus diesem kaff bin.
also bin ich an den hafen und war in zehn minuten auf einem alten, laut bis in die knochen droehnenden, verlotterten, unverhaeltmismaessig schnell flitzenden vorreiter dieser superschnellen schlanken schiffe drueben auf der insel taketomi. da gibts nur bueffelkarren und es ist die ideale einsame insel, wenn da nicht ein haken waere: alle speisen sind mit fleisch und nicht nur ein bisschen und kein lebensmittelladen. dass die aber auch ihre bueffel essen statt der vielen schoenen meeresfische und -fruchte. taketomi habe ich in einem tag umwandert. die farben im meer sind paradiesisch, und erst von der sonne erleuchtet wohl nahezu unbeschreiblich. weil ich doch richtig essen wollte, bin ich halt zurueck nach ishigaki.
im ryokan, das eigentlich ein youthhostel ist, gibts morgens reichlich fruehstueck in vielen kleinen schaeleli, zwei davon mit schlabberigen meeresalgen, soll gesund sein... und eines mit fruechten, eines mit fritierten gemuesen und rohem kohl, frischem ingwer, und sonst noch sachen, die ich esse ohne wirklich zu wissen, was es ist. abends werden spiele gemacht, kloetzli aus einem turm entfernen, ohne dass er zusammenfaellt oder verkleidis als geishas.


vor dem schlafen gehen ist awamori time. sake von der insel on the rocks A discretion - im youthhostel. die schlafgemaecher sind sehr traditionell. tatami matten, duenner futon, japanische waendli. natuerlich auch hier schlarpen fuer jeden zweck. das wc mag noch so klein sein, man muss in wc-schlarpen steigen um in das kabinchen zu treten... fuer die japaner eine selbstverstaendlichkeit und ich frage mich immer, ob ich das wirklich machen soll. ich will ja niemanden schockieren, also habe ich bisher brav schlarpen gewechselt.
am freitag ist eine saengerin aus nagano im ryokan abgestiegen und ihre freundin hat mir erklaert, wo das konzert stattfindet. am abend habe ich die strassenkarte genommen und habe mich zu dem ort aufgemacht. schon sehr bald hatte ich keine ahnung mehr, wo ich war und konnte die strassennamen auf der karte nicht finden. also habe ich jemanden gefragt und der sagte migi higi und vieles mehr und hat mich schliesslich hingebracht. allerdings sagte er, jetzt muesse ich noch vis-a-vis bei seinen freunden reinschauen. ein traditionelles von einheimischen besuchtes restaurant, mit schuhe ausziehen und am boden sitzen. ich hatte schon gegessen und ging an die bar, einen geeisten okinawa ingwertee trinken (hier ist alles geeist, auch der kaffee).
die koechin kam aus der kueche und schaute mich an. ich musste unbedingt die speisekarte lesen. eine junge frau half mir dabei. und ich sagte ich haette schon gegessen und wuerde kein fleisch essen. inzwischen hatten sich so ziemlich alle gaeste um mich rum versammelt. die koechin ging in die kueche, ich hoerte es brutzeln. alsdann brachte sie etwas fuer mich zum probieren: einen kleinen, aber ganzen fisch mit zwei staebli und immer noch die ganzen leute um mich rum versammelt. ich versuchte es mit den staebli, der fisch huepfte munter in den teller zurueck. eieiei. also wenn ich den fisch essen sollte, dann eben mit den fingern. der fisch war koestlich und bis auf die flossen und den kopf hatte ich alles gegessen, auch die baeckli. die junge frau deutete mir, der kopf sei auch zu essen. ich wolle jetzt rueber ins cafe zum konzert. das haette schon angefangen und es sei platschvoll, wie denn mein name sei. sabin. ok, sie wuerden mir einen platz machen. tapfer versuchte ich noch etwas an dem fischkopf zu knabbern und machte mich dann ab durch die mitte. im cafe wurde extra fuer mich ein hocker in die besten raenge dazu gestellt und die saengerin kuendete den suizu no special guestu an. in diesem cafe waren nun sehr spezielle insel charaktere versammelt, die insulaner haben etwas breitere wangenknochen als die durchschnitts-japaner. die musik war sehr vielfaeltig von ishigaki traditionellen, adaptierten songs bis zu sehr speziellem japanischem gesang. die stimme der saengerin, ihr name war ai, vermochte all dies differenziert und mitreissend zu gestalten. bei manchen songs wurde mitgeklatscht und mitgesungen, andern nur gelauscht. nach dem eigentlichen konzert gabs eine jamsession der inselmusiker. danach wurde ich an deren tisch gebeten. schliesslich wurde okinawa-pizza und okinawa-spaghetti im ganzen cafe serviert, weil heute ein ganz spezieller abend waere und ich alles probieren muesse. dazu gab es awamori und je spaeter am abend es wurde, desto eher wollten die leute noch karaoke singen, das mikrofon wurde durch die reihen gereicht. glucklicherweise wurde ich nicht gezwungen sonnez les matinees zu singen, das jemand als schweizer lied kannte. 



heute war mein letzter tag auf ishigaki. eine einheimische und zwei japanische touristen aus dem ryokan nahmen mich mit zur sightseeingtour an alle schoenen straende und bis zum leuchtturm. die inseln sind bekannt fuer scuba-diving. mantas seien hier in schwaermen zu sehen. in den aquarien habe ich nemo gesehen und viele viele andere bunte huebsche fische.
jetzt regnet es wieder, es gibt noch eine bilthday palty im ryokan sicher bis zur awamori time.



eigentlich wollte ich ueber nacht mit dem schiff auf die hauptinsel okinawa fahren. wegen des taifuns fielen jedoch viele schiffe aus und die faehren waren schon ausgebucht. ein bisschen bin ich auch froh darueber, so seefest bin ich dann doch nicht. morgen gehts weiter mit dem flugzeug nach okinawa und nach miyazaki in die golfacademy.
o yasumi nasai

Sonntag, 5. September 2004

sonntag in tokyo

konnichiwa
bis ich das jetzt gecheckt habe mit der tastatur. es wurden immer hiragana gedruckt.. bin hier im apple center ginza tokyo und toeggele auf dem neuesten iMac rum. sehr huebsch, und erst der kleine leichte iPod...
es regnet in stroemen. alle haben einen schirm offen. sogar auf dem velo, und die fahren auf dem trottoir. geschickt und wendig kommen sie an den fussgaengern vorbei. der schirm nuetzt wenig, wenn ploetzlich noch der wind dazu kommt und einem das wasser von der seite an die beine bretscht. aber regenmaentel werden nicht getragen, nur schirme.
ich muss mich immer mal wieder trocknen gehen in einem cafe, im filmmuseum... schon in den zwanzigern gabs erste "anime"; einer sushibar... da rollen die sushis auf dem fliessband an einem vorbei, man bedient sich nach lust und laune und stapelt die tellerchen auf dem tablett. ich nehme so drei bis vier verschiedene, maenner essen sieben und mehr. auch gruentee tassen und extra wasabi kommen auf dem fliessband daher. manche rufen den sushi koechen etwas zu und bekommen ein extratellerchen. japanisch verstehe ich leider viel weniger als ich gedacht hatte. und englisch sprechen sie kaum. auch ist vieles nur in kanji angeschrieben. mit viel zeit, die ich ja gluecklicherweise habe, habe ich meine ziele noch immer gefunden.




tokyo kommt mir immer mehr wie ein einziger riesiger vergnuegungspark vor. heute ist sonntag und ausser den bueros ist alles offen. gruenparks gibts pro grossquartier einen, zwei. japanischer stil oder auch franzoesischer oder englischer stil...



von oben sehen die hauser sehr technisch aus. nix denkmalschutz vogelperspektive. um die u-bahn stationen bilden sich neue zentren mit grossartig angelegten, chillout sound berieselten raeumen. markenlaeden wechseln mit grossen department stores, museen, westlichen cafes (daenisch, franzoesich, italienisch) und food markets.
alles sehr gepflegt. und gar nicht so teuer wie immer gesagt wird. die stadt ist unglaublich sauber. es gibt keine hunde und auf den strassen wird hier nicht gegessen. hoechstens in den parks und dann alles sauber hinterlassen.



obdachlose leben unter blauen planen in den oeffentlichen parks. bettler gibt es keine, einzig pilgermoenche, die sich mit einem gloeggli bemerkbar machen und sonst nur ruhig stehen. im kimi-ryokan sind v.a. japanische, britische und amerikanische touristen. am abend bringen viele ein takeout meal mit und dann wird rege ausgetauscht. karaoke wollte keiner versuchen, ich auch nicht. die spielhoehlen sind soo laut, das muss man gehoert haben. die konzerte in den clubs sind hoffnungslos ausgebucht.
zwei norweger recherchieren fuer eine radioserie ueber manga. ein junger franzose sucht nach business moeglichkeiten, ein schotte besucht ein animestudio in der hoffnung spaeter character casting anbieten zu koennen.




ich war jetzt in vielen museen und ausstellungen und bin erstaunt wie sehr die entwicklung der japanischen kultur nachvollziehbar ist. einfluesse von anderen kulturen wurden eingeflochten, neueste trends aufgenommen, wieder die eigenen wurzeln gepflegt und nochmals neue trends entwickelt und irgendwie ist's und bleibt's einzigartig japanisch.





im depato (= department store alles wird moegleichst abgekuerzt, arnold schwarzenegger, der gestern abend am tv lief ist schwarza), also im depato ist alles supergrell und vielfach rosa. wohl wegen der vorliebe fuer kirschblueten, meinte eine japanerin dazu. das supergrelle ist nicht mehr zu ueberbieten und hebt sich gegenseitig wieder auf. jetzt hats vor jedem store marktschreierinnen, die den ganzen tag die gleichen paar worte in der immer gleichen intonation schreien. noch bin ich nicht ueberreizt und doch freue ich mich, uebermorgen frueh, sofern es der taifun zulaesst, auf ishigaki zu landen. ich sehe runter auf die strasse, die regenschirme sind eingeklappt und ich werde mich wieder in die masse der sonntaeglichen spaziergaengerinnen einfuegen und mich durch diese eleganten laeden fluten lassen.



sayonara

Donnerstag, 2. September 2004

ohayo gozaimas


tokyo ist hoch frequentig pulsierend, ich finde mich hier sehr gut zurecht und fuehle mich wohl. bin froh zu sehen, dass ich auf dem globus am richtigen platz gelandet bin fuer meine zwei monate...
das rathaus in tokyo ist 45 stoecke hoch und ich war soeben auf dem northtower. internet gibts hier in der tourist information ... und jetzt gehe ich noch auf den southtower... und dann ins gestern neu wieder eroeffente national museum, weil da ist es klimatisiert. es ist naemlich super-schwuel-heiss, wenn nicht gerade der taifun durch die gassen fegt, wie am tag als ich hier gelandet bin.