Samstag, 11. September 2004

ishigaki spirit surfing

konnichiwa
vielen herzlichen dank fuer die unerwarteten und lieben feedbacks auf meinen ersten japan-brief! hier kommt schon der zweite. aus einem internetcafe mit illy ristretti, welch ein genuss. der computer ist an einem stehplatz und der ist jetzt tatsaechlich sogar fuer mich zu niedrig. obwohl ich mich in japan doch nur durchschnittlich gross fuehle und mich manche junge frauen um haupteslaenge ueberragen.
nachdem die beiden taifuns an ishigaki vorbei gestuermt waren, bin ich dort gelandet, zusammen mit lauter japanischen touristen. okinawa ist japan und doch nicht, sagen sie.


die yashima inseln liegen denn auch 1970 km suedlich von tokyo, by a curly am wendekreis des krebses. zunaechst war ich etwas enttaeuscht ueber das schlechte wetter. als jedoch die sonne fuer knapp eine stunde brannte, einfach so kerzengerade vom himmel herunter und ich sofort knallrot wurde, wusste ich die wolken zu schaetzen. subtropisch heiss ist es trotzdem. ishigaki ist eine graessliche stadt. keine baukultur, nur funktionelle gebaeude, und mit dem velo dauert es lange bis ich erst mal aus diesem kaff bin.
also bin ich an den hafen und war in zehn minuten auf einem alten, laut bis in die knochen droehnenden, verlotterten, unverhaeltmismaessig schnell flitzenden vorreiter dieser superschnellen schlanken schiffe drueben auf der insel taketomi. da gibts nur bueffelkarren und es ist die ideale einsame insel, wenn da nicht ein haken waere: alle speisen sind mit fleisch und nicht nur ein bisschen und kein lebensmittelladen. dass die aber auch ihre bueffel essen statt der vielen schoenen meeresfische und -fruchte. taketomi habe ich in einem tag umwandert. die farben im meer sind paradiesisch, und erst von der sonne erleuchtet wohl nahezu unbeschreiblich. weil ich doch richtig essen wollte, bin ich halt zurueck nach ishigaki.
im ryokan, das eigentlich ein youthhostel ist, gibts morgens reichlich fruehstueck in vielen kleinen schaeleli, zwei davon mit schlabberigen meeresalgen, soll gesund sein... und eines mit fruechten, eines mit fritierten gemuesen und rohem kohl, frischem ingwer, und sonst noch sachen, die ich esse ohne wirklich zu wissen, was es ist. abends werden spiele gemacht, kloetzli aus einem turm entfernen, ohne dass er zusammenfaellt oder verkleidis als geishas.


vor dem schlafen gehen ist awamori time. sake von der insel on the rocks A discretion - im youthhostel. die schlafgemaecher sind sehr traditionell. tatami matten, duenner futon, japanische waendli. natuerlich auch hier schlarpen fuer jeden zweck. das wc mag noch so klein sein, man muss in wc-schlarpen steigen um in das kabinchen zu treten... fuer die japaner eine selbstverstaendlichkeit und ich frage mich immer, ob ich das wirklich machen soll. ich will ja niemanden schockieren, also habe ich bisher brav schlarpen gewechselt.
am freitag ist eine saengerin aus nagano im ryokan abgestiegen und ihre freundin hat mir erklaert, wo das konzert stattfindet. am abend habe ich die strassenkarte genommen und habe mich zu dem ort aufgemacht. schon sehr bald hatte ich keine ahnung mehr, wo ich war und konnte die strassennamen auf der karte nicht finden. also habe ich jemanden gefragt und der sagte migi higi und vieles mehr und hat mich schliesslich hingebracht. allerdings sagte er, jetzt muesse ich noch vis-a-vis bei seinen freunden reinschauen. ein traditionelles von einheimischen besuchtes restaurant, mit schuhe ausziehen und am boden sitzen. ich hatte schon gegessen und ging an die bar, einen geeisten okinawa ingwertee trinken (hier ist alles geeist, auch der kaffee).
die koechin kam aus der kueche und schaute mich an. ich musste unbedingt die speisekarte lesen. eine junge frau half mir dabei. und ich sagte ich haette schon gegessen und wuerde kein fleisch essen. inzwischen hatten sich so ziemlich alle gaeste um mich rum versammelt. die koechin ging in die kueche, ich hoerte es brutzeln. alsdann brachte sie etwas fuer mich zum probieren: einen kleinen, aber ganzen fisch mit zwei staebli und immer noch die ganzen leute um mich rum versammelt. ich versuchte es mit den staebli, der fisch huepfte munter in den teller zurueck. eieiei. also wenn ich den fisch essen sollte, dann eben mit den fingern. der fisch war koestlich und bis auf die flossen und den kopf hatte ich alles gegessen, auch die baeckli. die junge frau deutete mir, der kopf sei auch zu essen. ich wolle jetzt rueber ins cafe zum konzert. das haette schon angefangen und es sei platschvoll, wie denn mein name sei. sabin. ok, sie wuerden mir einen platz machen. tapfer versuchte ich noch etwas an dem fischkopf zu knabbern und machte mich dann ab durch die mitte. im cafe wurde extra fuer mich ein hocker in die besten raenge dazu gestellt und die saengerin kuendete den suizu no special guestu an. in diesem cafe waren nun sehr spezielle insel charaktere versammelt, die insulaner haben etwas breitere wangenknochen als die durchschnitts-japaner. die musik war sehr vielfaeltig von ishigaki traditionellen, adaptierten songs bis zu sehr speziellem japanischem gesang. die stimme der saengerin, ihr name war ai, vermochte all dies differenziert und mitreissend zu gestalten. bei manchen songs wurde mitgeklatscht und mitgesungen, andern nur gelauscht. nach dem eigentlichen konzert gabs eine jamsession der inselmusiker. danach wurde ich an deren tisch gebeten. schliesslich wurde okinawa-pizza und okinawa-spaghetti im ganzen cafe serviert, weil heute ein ganz spezieller abend waere und ich alles probieren muesse. dazu gab es awamori und je spaeter am abend es wurde, desto eher wollten die leute noch karaoke singen, das mikrofon wurde durch die reihen gereicht. glucklicherweise wurde ich nicht gezwungen sonnez les matinees zu singen, das jemand als schweizer lied kannte. 



heute war mein letzter tag auf ishigaki. eine einheimische und zwei japanische touristen aus dem ryokan nahmen mich mit zur sightseeingtour an alle schoenen straende und bis zum leuchtturm. die inseln sind bekannt fuer scuba-diving. mantas seien hier in schwaermen zu sehen. in den aquarien habe ich nemo gesehen und viele viele andere bunte huebsche fische.
jetzt regnet es wieder, es gibt noch eine bilthday palty im ryokan sicher bis zur awamori time.



eigentlich wollte ich ueber nacht mit dem schiff auf die hauptinsel okinawa fahren. wegen des taifuns fielen jedoch viele schiffe aus und die faehren waren schon ausgebucht. ein bisschen bin ich auch froh darueber, so seefest bin ich dann doch nicht. morgen gehts weiter mit dem flugzeug nach okinawa und nach miyazaki in die golfacademy.
o yasumi nasai