in der ersten klasse (bin ja schliesslich 40) gibts jeweils weisse feuchte frottee tiechli. einmal, an einem abend, da waren sie sogar heiss. der kontrolleur verneigt sich beim betreten der wagons (1. und 2. kl.) und zieht den hut. dann durschschreitet er den wagon, kehrt sich um, verneigt sich, zieht den hut und beginnt mit der kontrolle der tickets. vor dem verlassen des wagons bedankt er sich und verneigt sich nochmal. bisher warens immer maenner ausser in kyushu beim aso-san. da warens zwei damen, mit rundlichen stewardesshuetchen, die zudem getraenke verkauften. jetzt ist es in tokyo 19 uhr und 15 grad. die leute sind warm angezogen und haben keine schweisstiechli mehr bei sich wie noch vor acht wochen. die erdbeben bei nigata habe ich an der kueste zwischen osaka und tokyo nur fluechtig wahrgenommen. schoen warm war's und ich habe die drei tage am meer genossen.
gerne waere ich ins meer baden gegangen. nur waren da soo viele japanische touristen in kleidern am strand, die nach dem 31.8. partout nicht mehr baden, weder in der sonne noch im meer. da habe ich mich nicht getraut, im bikini aufzutauchen und gegen alle regeln im oktober noch zu schwimmen.
shirahama ist ein ort mit heissen quellen. auch am strand und oberhalb der eindruecklich steilen klippen gibts oeffentliche wannen mit heissem wasser. der sand am strand ist ganz weiss, weil aus 90 % kristall steht auf einem schild am strand und schon die alten poeten haetten shirarahama geliebt. wohl in einer zeit, als noch keine hotelkaesten hingebunkert worden waren. das original weisse sand material sei irgendwann ausgegangen, und so werde der sand jetzt aus australien importiert, munkelt der lonelyplanet guide. das ryokan unweit des strandes war wohl frueher mal gut. die zimmer im japanischen stil mit vorraum, tatamimatten, futon und wintergarten, alle durch schiebetueren (aus holz mit reispapier) abgetrennt, wirklich von den schoensten, die ich gesehen habe. jedoch das gemeinsame badezimmer zu betreten und auch noch zu benuetzen hat mich einige ueberwindung gekostet. in der nacht wanderten einzelne riesige gaffards an meinem futon vorbei, wie ich zum glueck erst letzte nacht um 2 in der frueh bemerkt habe. nachher konnte ich kein auge mehr zu tun und habe um sechs uhr reiss aus genommen. die ryokan besitzer familie hat sich wiederum sehr bemueht. die mutter (73) hat mir immer neue prospekte von der umgebung gebracht. akira, der sohn in meinem alter, schickte mich am zweiten abend um sieben uhr an den strand, da sei heute etwas ganz besonderes. illumination findet einmal im jahr statt. auf dem ganzen shirarahma strand werden in braunen papierguggen kerzchen angezuendet.
in der mitte wird die form eines sternes nach und nach mit papierlaternen gefuellt von erwachsenen und kindern aus shirahama, mit ihren von hand drauf geschriebenen wuenschen. es war andaechtig und gleichzeitig voller freude. konsumiert wurde nichts, einfach nur die lichter geschaut und den wuenschen nachgehangen. und so gegen neun ging ein kerzchen nach dem andern aus. dann trompetete es aus den lautsprechern shirarahama illumination sei vorbei, ein elektronischer gong unterstrich das gesagte und die menschen zogen sich in ihre haeuser zurueck.
am dritten abend nahm mich akira zur probe des loewentanzes (shishimai) mit. vor dem anlass wird einen monat lang praktisch jeden abend geuebt. drei bambus querfloeten, eine taiko und eine kleinere trommel begleiten den tanz: der loewengott, der verrueckte loewe, der loewe schlaeft, der loewe kaempft gegen einen zwerg mit langer nase und der loewe und die blume. der tanz wird von generation zu generation weiter gegeben, und es waren drei generationen mit je zwei, drei vertretern anwesend. akira ist in zwei amerikanischen gemeinden ehrenbuerger fuer seine verdienste mit dem tanz. die tradition wird noch in andern gemeinden der wakayama region gepflegt bis fast vor osaka, aber nicht in grossen staedten.
in tokyo habe ich jetzt zum ersten mal ein westliches zimmer gebucht mit eigenem bad. keine minshuku und kein ryokan im japanischen stil, obwohl ich tatamimatten und futons so sehr mag. so langsam habe ich doch genug vom leben aus dem koffer und war erleichtert, einen guten raum fuer die letzten naechte gefunden zu haben. auch habe ich mich beim schlarpe und schnuerfle ertappt und angefangen das miso-sueppchen, wenns denn eins gibt ein wenig zu schluerfe. es wird zeit, in die schweiz zurueck zu kehren, sonst fange ich noch an zu chodere im zug oder im internet-cafe.
wenns das wetter erlaubt, werde ich noch einen versuch unternehmen, den fuji-san zu sehen und vielleicht nach nikko fahren. ansonsten gibts hier in tokyo vieles zu tun. in dieser riesigen statt inmitten dieser vielen menschen fuehle ich mich wieder sehr wohl. es war schon fast wie nach hause kommen.
sayonara
