Dienstag, 26. Oktober 2004

so langsam abschied nehmen von japan

eigentlich wollte ich ab heute fuer ein zwei tage fuji-san besuchen, wie ihn die japaner ehrenvoll nennen. er versteckte sich komplett im nebel und dieser verwehrte mir jeden blick. suchen war nicht einladend, ein weiterer taifun macht sich breit, und so bin ich direkt im shinkansen nach tokyo gefahren.
in der ersten klasse (bin ja schliesslich 40) gibts jeweils weisse feuchte frottee tiechli. einmal, an einem abend, da waren sie sogar heiss. der kontrolleur verneigt sich beim betreten der wagons (1. und 2. kl.) und zieht den hut. dann durschschreitet er den wagon, kehrt sich um, verneigt sich, zieht den hut und beginnt mit der kontrolle der tickets. vor dem verlassen des wagons bedankt er sich und verneigt sich nochmal. bisher warens immer maenner ausser in kyushu beim aso-san. da warens zwei damen, mit rundlichen stewardesshuetchen, die zudem getraenke verkauften. jetzt ist es in tokyo 19 uhr und 15 grad. die leute sind warm angezogen und haben keine schweisstiechli mehr bei sich wie noch vor acht wochen. die erdbeben bei nigata habe ich an der kueste zwischen osaka und tokyo nur fluechtig wahrgenommen. schoen warm war's und ich habe die drei tage am meer genossen. 


gerne waere ich ins meer baden gegangen. nur waren da soo viele japanische touristen in kleidern am strand, die nach dem 31.8. partout nicht mehr baden, weder in der sonne noch im meer. da habe ich mich nicht getraut, im bikini aufzutauchen und gegen alle regeln im oktober noch zu schwimmen.


shirahama ist ein ort mit heissen quellen. auch am strand und oberhalb der eindruecklich steilen klippen gibts oeffentliche wannen mit heissem wasser. der sand am strand ist ganz weiss, weil aus 90 % kristall steht auf einem schild am strand und schon die alten poeten haetten shirarahama geliebt. wohl in einer zeit, als noch keine hotelkaesten hingebunkert worden waren. das original weisse sand material sei irgendwann ausgegangen, und so werde der sand jetzt aus australien importiert, munkelt der lonelyplanet guide. das ryokan unweit des strandes war wohl frueher mal gut. die zimmer im japanischen stil mit vorraum, tatamimatten, futon und wintergarten, alle durch schiebetueren (aus holz mit reispapier) abgetrennt, wirklich von den schoensten, die ich gesehen habe. jedoch das gemeinsame badezimmer zu betreten und auch noch zu benuetzen hat mich einige ueberwindung gekostet. in der nacht wanderten einzelne riesige gaffards an meinem futon vorbei, wie ich zum glueck erst letzte nacht um 2 in der frueh bemerkt habe. nachher konnte ich kein auge mehr zu tun und habe um sechs uhr reiss aus genommen. die ryokan besitzer familie hat sich wiederum sehr bemueht. die mutter (73) hat mir immer neue prospekte von der umgebung gebracht. akira, der sohn in meinem alter, schickte mich am zweiten abend um sieben uhr an den strand, da sei heute etwas ganz besonderes. illumination findet einmal im jahr statt. auf dem ganzen shirarahma strand werden in braunen papierguggen kerzchen angezuendet.


in der mitte wird die form eines sternes nach und nach mit papierlaternen gefuellt von erwachsenen und kindern aus shirahama, mit ihren von hand drauf geschriebenen wuenschen. es war andaechtig und gleichzeitig voller freude. konsumiert wurde nichts, einfach nur die lichter geschaut und den wuenschen nachgehangen. und so gegen neun ging ein kerzchen nach dem andern aus. dann trompetete es aus den lautsprechern shirarahama illumination sei vorbei, ein elektronischer gong unterstrich das gesagte und die menschen zogen sich in ihre haeuser zurueck.


am dritten abend nahm mich akira zur probe des loewentanzes (shishimai) mit. vor dem anlass wird einen monat lang praktisch jeden abend geuebt. drei bambus querfloeten, eine taiko und eine kleinere trommel begleiten den tanz: der loewengott, der verrueckte loewe, der loewe schlaeft, der loewe kaempft gegen einen zwerg mit langer nase und der loewe und die blume. der tanz wird von generation zu generation weiter gegeben, und es waren drei generationen mit je zwei, drei vertretern anwesend. akira ist in zwei amerikanischen gemeinden ehrenbuerger fuer seine verdienste mit dem tanz. die tradition wird noch in andern gemeinden der wakayama region gepflegt bis fast vor osaka, aber nicht in grossen staedten.

in tokyo habe ich jetzt zum ersten mal ein westliches zimmer gebucht mit eigenem bad. keine minshuku und kein ryokan im japanischen stil, obwohl ich tatamimatten und futons so sehr mag. so langsam habe ich doch genug vom leben aus dem koffer und war erleichtert, einen guten raum fuer die letzten naechte gefunden zu haben. auch habe ich mich beim schlarpe und schnuerfle ertappt und angefangen das miso-sueppchen, wenns denn eins gibt ein wenig zu schluerfe. es wird zeit, in die schweiz zurueck zu kehren, sonst fange ich noch an zu chodere im zug oder im internet-cafe.
wenns das wetter erlaubt, werde ich noch einen versuch unternehmen, den fuji-san zu sehen und vielleicht nach nikko fahren. ansonsten gibts hier in tokyo vieles zu tun. in dieser riesigen statt inmitten dieser vielen menschen fuehle ich mich wieder sehr wohl. es war schon fast wie nach hause kommen.

sayonara




Donnerstag, 21. Oktober 2004

noch mehr filmkulissen

kyoto mit seiner ganzen pracht darf in keiner japanreise fehlen. mir wars zunaechst zuviel. noch mehr tempel und schreine, noch mehr glaenzende palaeste und v.a. noch viel mehr leute. allein 42mio japaner verbringen hier jedes jahr ein paar tage.



der herbst mit den farbigen blaettern ist neben der kirschbluetenzeit am beliebtesten. massen von menschen schieben sich hier durch die stadt und gluecklicherweise habe ich hajime hirookas world famous guided kyoto walking tours am ersten tag gefunden. ein aelterer herr, der dreimal die woche touristen durch die gassen kyotos fuehrt. von aussen sehen hier viele haeuser einfach holzig aus und ich waere nie auf die idee gekommen, dass sich dahinter ateliers von handewerkern, toepfern, tofu herstellern befinden, sogar kleine faechermanifakturen oder stoffwebereien fuer die geisha gewaender etc.



allerdings hat sich in den letzten jahren vieles rapide geandert, wie hajime-san bestaetigte: manche quartiere sind nicht mehr bewohnt, die holzhaeuser stehen unter denkmalschutz und kosten gegen eine million und muessen meist fuer eine halbe million renoviert werden. wer will das schon auf sich nehmen.




geisha quartiere verfallen, die teehaeuser sind nicht mehr. das kunsthandwerk und der beruf der geisha sind am aussterben.
hajime-san nimmt als pensionierter mit seiner tour viel geld ein. durchschnittlich 35 leute a 22 franken pro fuehrung. einen guten teil des geldes ueberlaesst er den schreinen. damit seine 95 jaehrige mutter ewig und er bei guter gesundheit leben moegen. es scheint bestens zu klappen. an einem 13. vor ueber 30 jahren ist sein vater gestorben. seine mutter pflegt den ahnenaltar zu hause und empfaengt an jedem 13. den priester zum beten. sie hat sich im quartier umgehoert. so 35 fr. sei angemessen fuer den priester. er bleibt 15 minuten bei ihr. dann muss er weiter, in andere haeuser, die am 13. den ahnen gedenken. die priester und die schreine leben gut hier, lacht hajime-san.

die fuehrung endete am tempel, der als filmkulissen fuer den last samurai dienten. der war mir zu stark bevoelkert. an der fuehrung dabei war auch der reisephotograph blaine harrington. er hat schon die basler fasnacht fotografiert und viele andere staetten in der schweiz, sowie einzigartige bilder in der ganzen welt gesammelt. einen monat hat er zeit, fuer das buch insight japan bilder zu sammeln. http://www.agpix.com/photographer/prime/A0189850.html
mit der beute in japan ist er noch wenig zufrieden. das wetter war nicht immer gut und das vom japan tourismus zusammengestellte programm sehr eng. von meiner vogelfreiheit kann er nur traeumen. der job sei im moment sehr hart. nur die allerbesten bilder von den sehenswuerdigkeiten der welt, gemessen an den besten photographen der welt verkaufen sich gewinnbringend. ich hatte schon ein wenig geliebaeugelt mit einem weltenbummler job. die begegnung mit blaine hat mich schnell in die reale welt zurueck gebracht...
nach der fuehrung zu fuss habe ich ein velo gemietet und das fahren auf dem fussgaengerstreifen geuebt. das ging ganz gut. mit dem velo konnte ich die laermigen mehrspurigen strassen zwischen den schoenen teilen kyotos schnell und bequem ueberbruecken und vorgestern sogar mit regenschirm in der einen hand. wichtig ist, dass jederzeit beide beine abgestellt werden koennen. deshalb fahren japaner so niedrig auf ihren velos... ich hatte mich die ganze zeit gewundert...


kyoto ist umgeben von wunderschoenen huegeln mit praechtigen waeldern. am fluss entlang ist es abends recht schoen und mild.-




ich bin jetzt eine gute woche hier und habe noch kein museum gesehen. morgen beginnt ein fest mit kostuemumzuegen. die stadt war schon im juli ausgebucht, und ich muss weiterziehen. den rest werde ich dann ein ander mal besuchen...
gesehen habe ich manch einen zengarten.

im daisen-in hat es mich zwei anlaeufe gekostet. beim ersten mal habe ich den tempel irgendwie nicht gefunden. dann bin ich am naechsten tag nochmal hin und habe die klassische anlage eingehend betrachtet. ploetzlich ist ein zenbuddhist auf mich zu gekommen. er sei der high priest des klosters, soen ozeki, der abt, sagte er dann auf deutsch. entgegen des prinzips des schweigens hat er angefangen mit mir zu plaudern. in deutsch erklaerte er mir die prinzipien dieses ausgewogenen hauses mit seinen 4 gaerten. einer der vier war nicht oeffentlich zugeanglich. natuerlich habe ich zum schluss gefragt, ob er mir den zeigen koenne. das war dann doch zu viel verlangt...




gestern fegte taifun nr 23 ueber japan und auch ueber kyoto. ab 18 uhr war hausarrest empfohlen. den hoehepunkt habe ich wohl verschlafen, habe mich schon fast daran gewoehnt.
heute abend muss ich in die coin laundry, meine durchnaessten sachen von gestern in den tumbler stecken. dann werde ich noch ein wenig im lonelyplanet guide blaettern und sehen, welche richtung ich morgen einschlagen werde.
sayonara

Donnerstag, 14. Oktober 2004

filmkulissen

ohayo
die besitzer des terazu ryokan unterhielten mich bestens: er hat mir zum zmorge einen traditional "sunrise song" gesungen wie er im no theater verwendet wird und mich dann in die kalligraphie eingefuehrt um schliesslich meine hand dabei zu fuehren, die vier jahreszeiten kanji zu schreiben. und sie bedauerte sehr, wegen vorbereitungen fuer ein fest, fuer mich am abend keine teezeremonie machen zu koennen.



in matsue habe ich mich zum ersten mal ueberhaupt nicht zurecht gefunden, bin immer in die falsche richtung gegangen, habe dann einen ausflug nach izume taisha gemacht zu einem shinto shrine, laut reisefuehrer dem aeltesten in japan und ohne jegliche buddhistische einfluesse mit einer priesterfamilie, aelter als die koenigsfamilie - das war schoen und nett -; am spaeteren nachmittag nach langem suchen in matsue die aelteste samurei burg in matsue besucht und ploetzlich hatte ich genug vom sammeln touristischer trophaeen und den ganzen superlativen in den reisefuehrern und tourismusprospekten. bin ans meer ufer gesessen und habe bei einem praechtigen sonnenuntergang beschlossen, fuer zwei tage ans meer nach tottori zu fahren und ferien von den ferien zu nehmen...




tottori hat riesige sandduenen. um dorthin zu gelangen hat mir die dame am informationsschalter einen drogisten vermittelt, der mir ein altes velo fuer zwei tage guenstig vermietete. die dame hat ein lustiges gesicht. wenn sie telefoniert und auf die verbindung wartet, blinkt das gesicht im takt zwischen ernst und laecheln, wobei die augen und der mund zu schlitzen werden und wieder entspannen, zu schlitzen werden und wieder entspannen... die nacht koenne ich in einer minshuku verbringen, meinte sie, dafuer grad am rande der groessten duene. und puenktlich muesse ich sein. die frau wartete tatsaechlich schon auf mich, als ich nach einer langen velofahrt dort ankam.

wann ich ein bad nehmen wolle und das dinner sei um sechs. zeitangaben hatte ich im japanischkurs gelernt. nach meiner wanderung am meer und durch die duenen wartete das dinner schon auf mich und sie schob die dinnerzeit nochmal um 10 min vor.
die frau kannte heidi und peter und den albioehmi, wie sie ihn nannte. sie hat mich nach dem schnee gefragt und dazu eine serviette zerrissen und die foetzel schneien lassen. sie wollte wissen wieviel und wann. sie sei 68 jahre alt und wie alt ich sei; 30 schaetzte sie. in ihrem speisesaal lagen auf jedem tisch ein paar manga und auch in meinem zimmer unter dem tv gestapelt. zum abschied schenkte sie mir einen dicken manga-schunken mit ganz vielen hiragana und kanji in den sprechblasen.


am morgen war ich grad noch vor den touristenkarawanen auf der groessten duene. es war praechtiges wetter, nur zwei drei kleine cumuli am himmel. ich wollte am strand entlang gehen, ein einsames plaetzchen suchen, mich am meeresrauschen berauschen; doch ploetzlich begann es zu stuermen, der sand wurde durch die duenentaeler gejagt, und ich musste mich beeilen, den weg noch zu finden.


gluecklicherweise wars nicht die sahara. jetzt bin ich wieder in der stadt, pflaetschnass vom velofahren, aber zufrieden und gluecklich von meinem ausflug in die natur.
sayonara

Montag, 11. Oktober 2004

no kyogen sake taiko und das kleine hexlein

konbanwa
das no kyogen theater hat wie das no theater eine tatamimatten buehne mit einem pinienbaum als buehenbild und am buehneneingang drei ungeschmueckte kleine "weihnachtsbaeume".


klassisch no ist mit masken, kyogen mit komik, ohne instrumente, mit sprechgesang. es ging um einen yukata, einen leichten kimono, der immer wieder nochmal falsch herum angezogen wurde, so dass die bewegungsfreiheit auf die eine oder andere weise eingeschraenkt war. die schauspieler waren mimisch und mit ihren bewegungen so komisch, dass ich manchmal auch lachen konnte, obwohl ich kaum ein wort verstand. in der pause ging ich und erwischte noch die letzte faehre.
zum sake trinken war niemand mehr auf, aber die ryokan leute schickten mich am naechsten tag zum alljaehrlichen sake festival in saijo. am eingang erhielt jedeR ein porzellan taessli.




da ich keine ahnung von gar nichts hatte, waehlte ich an den nach regionen geordneten staenden den sake nach aesthetischen gesichtspunkten, d.h. die flasche mit der ansprechendsten etikette.





vom sake gut gelockert kamen zum ersten mal maenner auf mich zu. wie ich halt so bin, fragte ich direkt, warum maenner so zurueckhaltend seien. der eine meinte, sie wuerden westlichen frauen sowieso nie gefallen. der andere, es wuerde nicht zur sitte der nation passen. so ist das halt mit den bildern der einen ueber die andern und mit dem, was sich gehoert. lieber schnuerfle die japaner bei jedem atemzug ihre schnudernase hoch, als dass sie sich in der oeffentlichkeit schneuzen wuerden. das nervt eine westliche wie mich, genauso das schluerfen der ramen (nudelsuppen). vending machines verkaufen nicht nur coca, green tea und wasser, sondern auch heissen kaffee in dosen oder eben heisse nudelsuppen.

wieder einmal war der besuch einer coin laundry notwenig, jedoch kein internet cafe und keine driving range weit und breit. beim warten auf die waesche hoerte ich ploetzlich taiko trommeln. in einem kulturzentrum im quartier trat eine formation nach der andern auf und meiner waesche wurde jetzt richtig eingeheizt.
auch mein glueck im izukushimaschrein fand ich im nachhinein unglaublich: die tueren und schranken standen grad zur richtigen zeit offen.



im folklore museum habe ich einen holzschnitt entdeckt mit der boesen weiblichen goettin aus dem meer, wie sie die priesterlein erschreckte. bis ins 19. jh waren frauen auf die insel nicht zugelassen, weil sie unreine wesen sind... da hat das kleine hexli in mir rausgeschaut und *hihihi* gemacht.

auf miyajima haette ich noch tagelang wandern koennen, heute nun habe ich mich aufgemacht auf die andere seite der kueste. um halb sieben uhr ist es bereits stock dunkel. ich weiss noch nicht, wo ich hier gelandet bin. jedenfalls wieder in einer ganz besonderen ryokan. der ryokan besitzer, terazu san hat mich am bahnhof abgeholt, ich darf gerade sein persoenliches notebook benuetzen und bekomme dazu fruechte und gleen tea serviert.

jetzt ist fuer mich o yasumi zeit...
sayonara

Samstag, 9. Oktober 2004

traumzeit

im traum bin ich schiff gefahren von kyushu nach hiroshima, durch den inland sea mit seinen vielen kleinen inselchen in allen schwarz-blau-gruen toenen.


ich war danach ueberzeugt, dass es ein solches schiff gibt und wollte auch unbedingt per schiff und nicht per shinkansen fahren. alle informationsschalter und reisebueros konnten mir nicht helfen und meinten schlicht, es waere nicht meoglich. war es aber doch... 6 stunden nach matsuyama und dann umsteigen 3h nach hiroshima. alles durch den inland sea und es war noch schoener als im traum.




das hiroshima memorial museum hat mich sehr beruehrt... anhand einzelner gegenstaende werden geschichten einzelner opfer erzaehlt. pohh so eine wucht mit nur einem kilo explodiertem uranium. und alles leben im nu weg. unglaublich, welche waffen wir haben auf dieser welt. ich wusste das schon. ganz abstrakt. die bilder hier haben mich weinen lassen.



der jewilige buergermeister von hiroshima schreibt nach jedem atombomben versuch ein protesttelegramm an den premier des testenden landes. viele premiers haben das museum besucht. carter, chirac, gorbatschow...






war danach froh, mich auf die insel miyajima zurueckziehen zu koennen. das war mir alles etwas zu viel hier. miyajima, 40km von hiroshima entfernt, beherbergt den itsukushima shrine. taifun nr 17 oder 18, ich war damals in tokyo hatte teile davon in stuecke zerlegt und er wird noch immer wieder aufgebaut. heute morgen, 9.10.2004 7uhr, war ich am eingang.



sogleich kam ein journalist auf mich zu und hat mich interviewt, warum ich diesen schrein besuche und ob ich gewusst haette, dass er erst heute zum ersten mal wieder begehbar sei, seit dem taifun und was ich darueber denke. ich meinte, das waere wohl fuer mich, weil ich heute 40 jahre alt werde... er wollte noch wissen, wo ich ueberall schon war und wo ich noch hingehen werde. mal schauen, ob ich morgen die zeitung finde mit meinem namen drin - sabine schneeberger (40) hatte er sich notiert. das muesste zu erkennen sein.




dann war ich ganz alleine in dem schrein, was mir natuerlich besonders gefiel. ich ging ins innerste des schreines und verweilte da mit meinen eigenen geburtstagsgedanken und ich machte auch ein paar fotos, obwohl am eingang stand, dass dies verboten sei und dann blieb ich noch eine weile ganz ruhig da stehen zum wahrnehmen von energien und diesem und jenem.





ploetzlich kam ein novize gerannt, sumimasen, sumimasen, rief er, und dann ganz aufgeregt viele worte, die ich nicht verstand. mit gesten deutete er mir, diese raeume sofort zu verlassen. spaeter sah ich, dass sogar ein priester nur 20 meter vor dem innern sich hinkniete, zweimal in die haende klatschte und weiterging. bingo.



danach eine wanderung auf den berg. wunderschoener rundblick da oben... es war bisher ein supertag.





muss jetzt weiter. bin in hiroshima und gehe heute abend in eine no kyogen theater auffuehrung.


schon mal herzlichen pauschalen dank fuer die guten wuensche zum geburtstag. werde heute mit den leuten vom ryokan sake trinken, wenn ich es auf die letzte faehre nach miyajima schaffe...
sayonara

Donnerstag, 7. Oktober 2004

bye bye kyushu

konnichiwa
der taifun hatte alle wolken mitgenommen, am nachmittag war bereits wieder strahlendes wetter und ich bin doch nochmal zum golf spielen gekommen vor der abreise ueber kagoshima nach kumamoto.



kuma heisst baer, also habe ich gefragt, ob es denn baeren gab in kumamoto-ken. da hat die frau gelacht und gelacht und jetzt weiss ich immer noch nicht, was es mit den baeren auf sich hat. vielleicht lag es auch an meinem japanisch...



als ich mich im minshuku anmeldete, habe ich rund fuenf minuten telefoniert und kein wort verstanden. die information beim bahnhof hat dann fuer mich telefoniert, meine reservation getaetigt und mich mit einem taxi los geschickt, das von der inhaberin der minshuku bezahlt wurde. dabei hat der aufenthalt in ihrem haus keine 35 franken pro nacht gekostet. der ausblick ueber die stadt war phaenomenal und die aufmerksamkeiten, intensivste clementinen und frische warme pancackes sehr liebenswuerdig. jedesmal, wenn wir uns nicht verstaendigen konnten, hat die frau die information am bahnhof eingeschaltet, und wir haben uebers telefon eine gegenseitge uebersetzung erhalten.



der einzige nachteil des hauses war, dass es wie in der mottenkiste roch. gluecklicherweise waren statt fenster mueckengitter eingespannt, und es roch nur in den gaengen und im eingang. trotzdem habe ich den geruch in der nase und manche leute im bus riechen wie aus der kiste. ob die in kyushu eine mottenplage haben?





versteckt in den bergen von kumamoto habe ich die 500 steinernen schueler buddhas besucht. sie sitzen an drei felshaengen in diversesten koerperhaltungen und mit mehr oder weniger sinnigem gesichtsausdruck - alle 500 seien sie im nirvana gelandet.














***
in diesem internet cafe gibt es wcs mit sitzheizung und warmwasser waschservice von allen seiten.
***



von kumamoto faehrt der zug quer durch die mt. aso gegend nach beppu.

in aso bin ich ausgestiegen und mit dem bus zum aso-san gefahren. der aso-san hat fuenf krater und der rauch des einen hatte seit zwei tagen die ganze gegend eingedeckt. der buschauffeur sagte, es gaebe heute keine sicht, ob ich wirklich hoch wolle, und ich wollte. nicht etwa als einzige, auch die japanischen touristen sind hochgefahren, manche zum beten im schrein.


die seilbahn von der bus endstation an den kraterrand war wegen gefaehrlicher gase geschlossen, die wanderwege in die hoehe gesperrt. so bin ich in der ebene gewandert, habe haende und fuesse in die kraterseen getaucht und das vulkanmuseum besucht, bis der wind etwas kehrte und mehr vom krater sichtbar wurde. die dimension des kraters ueberstieg meine vorstellung bei weitem, ich bin fast ein wenig erschrocken darueber, dass die ganze felswand, die ich vorher schon sah, nur ein kleiner teil der kraterwand war.

wieder unten im dorf, fuehlte ich mich, als haette ich fuenf doppelte espressi getrunken. ich beschloss, weiter nach beppu zu reisen, um mich bei einem wohltuenden bad zu erholen.

im zug gesellte sich eine frau zu mir, die drei jahre in freiburg gewohnt hatte und die ein wenig deutsch sprechen konnte. sie war auf dem weg ins nationalspital in beppu. das spital habe ich spaeter gesehen. von aussen sieht es aus, wie aus den 50er jahren.
die menschen in japan sind im alter sehr gebrechlich, haben krumme beine, gehen an stoecken und viele sind schon in jungen jahren bei schlechter gesundheit.
ich habe mich schon oefters darueber gewundert, wie manche gehen, auch kinder. sie scheinen die fuesse nicht richtig zu luepfen und schleppen sie irgendwie schlarpend ueber den boden, v.a. maenner tun das. und viele frauen haben die fuesse nach innen gedreht.
im regionalzug und in der u-bahn schlafen die meisten. dabei fallen die koepfe locker in alle richtungen.
beim walken und joggen im park werden die arme nach rechts und links geschwungen, so weit es geht. wenn sie sich aktiv bewegen, tragen japaner die gleichen baumwolligen huetchen wie die leute aus dem schwabenlaendle. feinstoffliche energien sind den meisten nicht bekannt. erdenergien sind fuer sie z.b. vulkane. die regierung sei am forschen mit erdenergien. vulkane allerdings muesse man in ruhe lassen.
in den staedten stehen ueberall kleine tuerme mit unmengen riesiger antennen dran, in den einkaufszentren mikrowellen. sie lachen darueber, dass amerikaner mit kopfhoerern am handy telefonieren. elektromagentische strahlung ist kein thema.

beppueueueueue beppueueueueue beppueueueueue - beppue - beppue des. die sprecherin am bahnhof in beppu toent wie eine sirene. das ist hier normal.
die dampfwolken in beppu steigen von heissen quellen hoch. es gibt welche zum baden und solche zum anschauen.



letztere sind jiguko, woertlich hoellen, weil sie aus dem untergrund kommen und farbiges wasser: gruen, blau, milchig oder rot ausstossen.


im nogami hotel gab es vier baeder zur auswahl. ein offenes gemeinschaftsbad und drei private kleinere. ich waehlte das traditionellste von den privaten und sollte mich in der yukata an der reception melden, von wo aus ich zum bad gefuehrt wurde: ein steinbecken eingefasst in zedernholz. der boden und der erste meter an den waenden waren aus dunklem stein, der rest aus holz, mit bambus balken und pfeilern, an denen vor den fenstern bambus rollos hingen. in einer ecke standen gruene bambusstraeucher.
vor dem bad in der wanne setzte ich mich auf das holzschaemeli. was ich mit dem waschbecken tun sollte, wusste ich nicht so genau. fuer ein fussbad waere es zu klein gewesen, es stammt wohl aus den zeiten als es noch keine duschen gab, steht aber in jedem badezimmer auf dem schaemeli, biedes meist aus plastik. nach dem einseifen von kopf bis fuss mit der bereit stehenden fluessigseife und rubbellauge benutzte ich wieder den duschbrausekopf.
richtig sauber gings dann rein in die wanne, die nicht zum sauber werden, sondern zum entspannen gedacht ist. das wasser war so heiss, dass ich mich nach ein paar minuten entschloss etwas kaltes wasser nachzugiessen. jetzt konnte ich erst richtig in die wanne tauchen und das bad geniessen. nach insgesamt 50 minuten war meine zeit um und ich musste raus, die wanne dem naechsten ueberlassen. die wird dann nicht etwa geleert, sondern nur etwas heisses wasser nachgefuellt...
kyushu ist warm, hat eine golf-academy und zahlreiche golfplaetze, birgt vielfaeltige nationalparks, heisse und in allen farben sprudelnde quellen, vulkane mit rauchfahnen. meine zeit hier ist bereits vorbei. heute bin ich in kokura und fahre hinueber auf die hauptinsel japans honshu, richtung hiroshima.
sayonara