Donnerstag, 21. Oktober 2004

noch mehr filmkulissen

kyoto mit seiner ganzen pracht darf in keiner japanreise fehlen. mir wars zunaechst zuviel. noch mehr tempel und schreine, noch mehr glaenzende palaeste und v.a. noch viel mehr leute. allein 42mio japaner verbringen hier jedes jahr ein paar tage.



der herbst mit den farbigen blaettern ist neben der kirschbluetenzeit am beliebtesten. massen von menschen schieben sich hier durch die stadt und gluecklicherweise habe ich hajime hirookas world famous guided kyoto walking tours am ersten tag gefunden. ein aelterer herr, der dreimal die woche touristen durch die gassen kyotos fuehrt. von aussen sehen hier viele haeuser einfach holzig aus und ich waere nie auf die idee gekommen, dass sich dahinter ateliers von handewerkern, toepfern, tofu herstellern befinden, sogar kleine faechermanifakturen oder stoffwebereien fuer die geisha gewaender etc.



allerdings hat sich in den letzten jahren vieles rapide geandert, wie hajime-san bestaetigte: manche quartiere sind nicht mehr bewohnt, die holzhaeuser stehen unter denkmalschutz und kosten gegen eine million und muessen meist fuer eine halbe million renoviert werden. wer will das schon auf sich nehmen.




geisha quartiere verfallen, die teehaeuser sind nicht mehr. das kunsthandwerk und der beruf der geisha sind am aussterben.
hajime-san nimmt als pensionierter mit seiner tour viel geld ein. durchschnittlich 35 leute a 22 franken pro fuehrung. einen guten teil des geldes ueberlaesst er den schreinen. damit seine 95 jaehrige mutter ewig und er bei guter gesundheit leben moegen. es scheint bestens zu klappen. an einem 13. vor ueber 30 jahren ist sein vater gestorben. seine mutter pflegt den ahnenaltar zu hause und empfaengt an jedem 13. den priester zum beten. sie hat sich im quartier umgehoert. so 35 fr. sei angemessen fuer den priester. er bleibt 15 minuten bei ihr. dann muss er weiter, in andere haeuser, die am 13. den ahnen gedenken. die priester und die schreine leben gut hier, lacht hajime-san.

die fuehrung endete am tempel, der als filmkulissen fuer den last samurai dienten. der war mir zu stark bevoelkert. an der fuehrung dabei war auch der reisephotograph blaine harrington. er hat schon die basler fasnacht fotografiert und viele andere staetten in der schweiz, sowie einzigartige bilder in der ganzen welt gesammelt. einen monat hat er zeit, fuer das buch insight japan bilder zu sammeln. http://www.agpix.com/photographer/prime/A0189850.html
mit der beute in japan ist er noch wenig zufrieden. das wetter war nicht immer gut und das vom japan tourismus zusammengestellte programm sehr eng. von meiner vogelfreiheit kann er nur traeumen. der job sei im moment sehr hart. nur die allerbesten bilder von den sehenswuerdigkeiten der welt, gemessen an den besten photographen der welt verkaufen sich gewinnbringend. ich hatte schon ein wenig geliebaeugelt mit einem weltenbummler job. die begegnung mit blaine hat mich schnell in die reale welt zurueck gebracht...
nach der fuehrung zu fuss habe ich ein velo gemietet und das fahren auf dem fussgaengerstreifen geuebt. das ging ganz gut. mit dem velo konnte ich die laermigen mehrspurigen strassen zwischen den schoenen teilen kyotos schnell und bequem ueberbruecken und vorgestern sogar mit regenschirm in der einen hand. wichtig ist, dass jederzeit beide beine abgestellt werden koennen. deshalb fahren japaner so niedrig auf ihren velos... ich hatte mich die ganze zeit gewundert...


kyoto ist umgeben von wunderschoenen huegeln mit praechtigen waeldern. am fluss entlang ist es abends recht schoen und mild.-




ich bin jetzt eine gute woche hier und habe noch kein museum gesehen. morgen beginnt ein fest mit kostuemumzuegen. die stadt war schon im juli ausgebucht, und ich muss weiterziehen. den rest werde ich dann ein ander mal besuchen...
gesehen habe ich manch einen zengarten.

im daisen-in hat es mich zwei anlaeufe gekostet. beim ersten mal habe ich den tempel irgendwie nicht gefunden. dann bin ich am naechsten tag nochmal hin und habe die klassische anlage eingehend betrachtet. ploetzlich ist ein zenbuddhist auf mich zu gekommen. er sei der high priest des klosters, soen ozeki, der abt, sagte er dann auf deutsch. entgegen des prinzips des schweigens hat er angefangen mit mir zu plaudern. in deutsch erklaerte er mir die prinzipien dieses ausgewogenen hauses mit seinen 4 gaerten. einer der vier war nicht oeffentlich zugeanglich. natuerlich habe ich zum schluss gefragt, ob er mir den zeigen koenne. das war dann doch zu viel verlangt...




gestern fegte taifun nr 23 ueber japan und auch ueber kyoto. ab 18 uhr war hausarrest empfohlen. den hoehepunkt habe ich wohl verschlafen, habe mich schon fast daran gewoehnt.
heute abend muss ich in die coin laundry, meine durchnaessten sachen von gestern in den tumbler stecken. dann werde ich noch ein wenig im lonelyplanet guide blaettern und sehen, welche richtung ich morgen einschlagen werde.
sayonara